Navigation

Inhaltsbereich

Unzählige Klein-, Mittel- und Grossunternehmen sowie Institutionen in Graubünden sind bereit das berufliche Potenzial eines Menschen aus einem anderen Kulturkreis zu fördern und sich auf einen gemeinsamen beruflichen Integrationsprozess einzulassen. Welche wichtige Rolle die Jobcoaches spielen, wie sprachliche Hürden überwunden werden, welche Chancen sich Unternehmen bieten, die einen Menschen mit Flüchtlingshintergrund anstellen – davon berichteten Arbeitgebende hier.

Urs Manetsch, Leiter Verteilzentrale – Coop, Chur

«Das Praktikum generiert dank dem Kanton ja keine Lohnkosten»

Am meisten motiviert uns die gute Erfahrung. Weit über 90 Prozent der Praktikanten sind sehr zuverlässig, pünktlich und arbeiten gut. Wenn wir eine freie Stelle haben, beschäftigen wir sie deshalb gerne weiter. Das Praktikum selbst generiert dank dem Kanton ja noch keine Lohnkosten und ist deshalb erst recht eine einzigartige Gelegenheit, die Menschen und ihre Fähigkeiten kennenzulernen. Selbstverständlich gibt es dabei auch mal Hürden zu meistern. Etwa wenn jemand Mühe hat mit Kritik umzugehen. Umso mehr freut es mich, wenn er nach und nach immer mehr Verantwortung bei der Arbeit und für sich selber übernimmt.

Stefan Meury, Betriebsleiter – Prevost, Handwerk- und Stahlzentrum, Thusis

«Die Jobcoaches nehmen uns administrative Ballast ab und bauen Brücken»

Die Unterstützung durch die Jobcoaches ist für uns ein wichtiger Motivationsgrund. Sie nehmen uns administrative Ballast ab und bauen Brücken, wenn es notwendig wird. Etwa bei Standortbestimmungen, die im ganzen Arbeitsintegrationsprozess wegweisend sind. Die Geflüchteten sind sehr «gschaffig» und zeigen sich in der Regel dankbar für die Möglichkeiten, die sie in unseren Betrieben finden. Zwei junge Männer absolvieren mittlerweile sogar eine Lehre bei uns, vier haben wir nach dem Praktikum fest angestellt. Ich kann selber fast nicht mehr glauben, dass ich der Sache anfänglich vor vier Jahren noch kritisch gegenüber stand …

Urs Hardegger, Institutionsleiter – Stiftung am Rhein, Maienfeld (Pflegezentren Senesca und Neugut sowie Hospiz Graubünden)

«Es macht Freude, wenn die Frauen und Männer ihren Weg gehen»

Helfen statt Schimpfen, heisst meine Devise. Damit die Integration funktioniert, brauchen Geflüchtete auch Chancen. Solche bieten wir mit Praktika und teilweise auch mit Lehrstellen. Es macht Freude zu sehen, wenn die Frauen und Männer sukzessive ihren Weg gehen. Dass wir dadurch auch noch sehr gefragten Pflegenachwuchs selber formen und gewinnen können, ist das Tüpfelchen auf dem i. Dankbar sind wir dabei für die Unterstützung der Jobcoaches von der Fachstelle Integration. Sie sind lösungsorientiert und sehr bemüht, dass ein Engagement beispielsweise nicht an Bürokratiehürden scheitert.

Daniel Hossmann, Leiter Verpflegungsbereich – Amt für Höhere Bildung, Wohn- und Verpflegungsbetrieb, Chur

«Wir wissen, dass man sich an vieles zuerst gewöhnen muss»

Wir engagieren uns seit vielen Jahren mit Praktikumsplätzen in unserer Grossküche. Leider konnten wir lange nicht allen auch eine Anschlusslösung bieten. Letzthin musste ich wieder einen sehr guten, bald 60-jährigen Mann gehen lassen. Das Finanzkorsett ist in der Gastronomie eng. Umso toller ist es, wenn der grosse Einsatz bei uns zum Türöffner für eine andere Anstellung wird. Und wenn es schon bei uns mal nicht so ideal läuft, herrscht im Team eine gewisse Nachsicht. Einige unserer langjährigen Mitarbeitenden haben selber Migrationshintergrund und wissen, dass man sich an vieles zuerst gewöhnen muss.

Arno Theus, Geschäftsführer – Carosserie Theus AG, Chur

«Sprachliche Hürden können überwunden werden»

Wer bei uns ins Team passt, ist willkommen. Wir sind eine junge und offene Truppe, da klappt das sehr gut. Eine grosse Herausforderung ist die sprachliche Verständigung. Berufliche und technische Fachausdrücke müssen gelernt werden. Erst recht, wenn man eine Lehre absolvieren will, was bei uns im Moment zwei Männer aus Syrien machen. Sprachliche Hürden können aber überwunden werden, auch sind wir in der Schweiz daran gewohnt, haben wir doch nur schon im Kanton Graubünden drei von vier Landessprachen vertreten. Da kann es auch für einen Mitarbeiter aus den Südtälern eine zusätzliche Herausforderung sein, sich gut zu verständigen.

Für uns gehört es dazu, optimistisch zu sein, Vertrauen in unsere Mitarbeiter zu haben und auch mal was zu riskieren. Das hat sich bisher immer gelohnt.

Susann Wittwer, Geschäftsführerin – Tertianum Casa Fiora, Wohn- und Pflegezentrum, Zizers

«Die Seniorinnen und Senioren haben sensationell reagiert»

Anfänglich machte ich mir Gedanken, ob auch die Seniorinnen und Senioren unser Engagement mittragen würden. Sie haben sensationell reagiert. Selbst wenn es da und dort Skepsis gab, verschwand diese, je besser man sich kennenlernte. Arbeit führt ja nicht nur in die finanzielle Unabhängigkeit, sie hilft auch dabei, soziale Kontakte zu knüpfen. Dazu leisten wir gerne einen Beitrag und profitieren umgekehrt von wunderbarer Unterstützung. Wenn sich eine Person, bei allem Wohlwollen, qualitativ doch nicht eignet für unser Berufsfeld, kommunizieren wir das zusammen mit den Jobcoaches ehrlich. Wir durften aber schon einige Erfolge feiern.

Heinz Zogg, Inhaber und Geschäftsleiter – Rv - Energietechnik AG, Maienfeld

«Wir haben tolle Menschen gewonnen für unser Team»

In unserer Branche ist es ja nichts Neues, mit Fremdsprachigen zu arbeiten. Wir beschäftigen seit 15 Jahren Mitarbeitende mit unterschiedlichen Nationalitäten und Hintergründen. Ich sagte mir deshalb: Mehr als den Kopf anschlagen kannst du dir mit Geflüchteten nicht. Ich habe es nie bereut. Dank dem mehrstufigen Begleitprozess der Jobcoaches tastet man sich ja sicher heran. Wir haben jedenfalls tolle Menschen gewonnen für unser Team. Einige haben bei Kunden zwar auch mal kritische Blicke geerntet, doch innerhalb eines Tages änderten diese schnell ihre Meinung, wenn sie die gute Arbeit sahen – oder auch nur, dass «die» auch ihre Schuhe ausziehen beim Eingang …