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Unsere Jobcoaches wirken wie Zahnräder im gesamten Arbeitsmarktgefüge mit dem Ziel, Firmen und Arbeitssuchende mit Flüchtlingshintergrund zusammenzubringen. Potenzial sichtbar und nutzbar zu machen, Brücken zu bauen, neue und innovative Wege zu finden – all das und noch vielmehr zählt zu ihrem Arbeitsalltag. Was sie erleben, motiviert und bewegt, erfahren Sie hier.

Richard Derrer: «Stufe für Stufe»

Wir sehen bei uns viele motivierte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene, die arbeiten können und arbeiten wollen. Wenn sie die aufeinander aufbauenden Stufen des Förderprogramms durchlaufen, so ist das Ziel einer Anstellung meist erreichbar. Auch wenn einige trotz grossen Bemühungen die hohen Anforderungen der Arbeitswelt nicht auf Anhieb erreichen und Enttäuschung zu Resignation wird, ist es unsere Aufgabe, dies im Coaching aufzufangen, neue Wege aufzuzeigen und gemeinsam dranzubleiben. Wichtige Partner in diesem Prozess sind Arbeitgebende, und schliesslich braucht es auch das Quäntchen Glück, zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle zu sein und die Chance zu packen. Doch nicht allen gelingt es, sich aufgrund z.B. gesundheitlicher Probleme, traumatischer Kriegs- und Fluchterlebnisse, des Zurückbleibens der Familie im Herkunftsland in den Prozess einzulassen – doch auch hier gilt es, sich Zeit zu nehmen und situationsbedingt Wege zu finden.

Olivia Tognarelli: «Einstiegschancen gesucht»

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus der Gesellschaft gerückt. In der Integrationsarbeit mit geflüchteten Familien zeigt sich, dass sich für sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als eine besonders grosse Herausforderung darstellt. Da familiäre Netzwerke in der Schweiz meist fehlen, übernehmen häufig die Mütter die Familien- und Haushaltsarbeit, während sich die Väter sich mittels Praktika, Teillohn oder Berufsausbildung in der Schweiz beruflich integrieren können.

Damit sich auch geflüchtete Frauen mit Betreuungspflichten beruflich integrieren können, sind sie darauf angewiesen, früh mit der Arbeitswelt in Berührung zu kommen. Aus diesem Grund gehen wir aktiv auf KMU und weitere Unternehmen zu mit dem Ziel, Schnuppereinsätze und Praktika in Teilzeitpensen zu akquirieren.

Feedbacks aus der «realen» Berufswelt sind sehr wertvoll. Die Einschätzung der Arbeitgebenden zu den Kompetenzen der Geflüchteten helfen dabei, Perspektiven sowie weitere Integrationsschritte in der Arbeitswelt aufzuzeigen. Lücken können durch berufliche Qualifizierungen geschlossen werden und so die berufliche Integration längerfristig ermöglichen.

Nathanael Mantel: «Nachhaltiger Einstieg in die Arbeitswelt»

Praktika und Teillohnmodell zählen zu unseren wirksamsten Instrumenten, um Programmteilnehmende an eine Festanstellung heranzuführen. Ein Praktikum bietet die Chance, erste Erfahrungen in einem Berufsfeld zu sammeln. Es werden Schlüsselkompetenzen wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit trainiert sowie neue Kenntnisse und Fähigkeiten und ein erstes Schweizer Arbeitszeugnis erworben. Mit dem auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichteten Teillohnmodell können bestehende Defizite behoben und die Türe für eine Festanstellung oder berufliche Grundbildung geöffnet werden. Gemeinsam wird dann der schulische- und fachliche Bildungsfahrplan festgelegt, welcher zu den gewünschten Kompetenzen im ersten Arbeitsmarkt führen soll. Wo Menschen zusammenarbeiten, entstehen persönliche Beziehungen; der Fremde wird zum geschätzten Arbeitskollegen oder Freund. Dies trägt dazu bei, dass Flüchtlinge ihren Platz im Schweizer Arbeitsmarkt finden.

Jürg Brüesch: «Lehre als Königsweg»

Mit einer Berufslehre verfügen Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene über ein solides Fundament für eine nachhaltige berufliche Integration. Aktuell absolvieren rund 120 Personen eine EFZ- oder EBA-Lehre, wobei die ganze Bandbreite an Branchen vertreten ist, z.B. Bau-, Transport-, Gesundheitswesen, Verwaltung und Logistik. Die Offenheit und das Engagement der Arbeitgebenden, die in ein Lehrverhältnis einwilligen, begeistern mich immer wieder. Auch der Wille und die Einsatzbereitschaft der Lernenden beeindrucken mich, zumal sie sehr viel leisten müssen, um einerseits ihre Bildungslücken zu schliessen und zum anderen den Lehrlingsalltag zu bewältigen. Durch die stete Aufklärungsarbeit über das Schweizer Bildungssystem wissen die Teilnehmenden um die Bedeutung der Ausbildung. Dass es sich dabei um einen mehrjährigen Prozess handelt, ist für sie zuweilen schwer nachvollziehbar. Umso wichtiger ist es, dass wir sie dabei begleiten und sie bei der Erreichung ihrer Ziele unterstützen.

Andrea Christian Allemann: «Puzzleteile zusammenfügen»

Hochqualifiziert zu sein und über fundierte Berufserfahrung zu verfügen, bedeutet für Geflüchtete nicht automatisch, einen raschen Einstieg in die Berufswelt zu finden. Ganz im Gegenteil heisst es für sie hier im Exil zuerst einmal zurück auf Feld eins. Ihr enormes Potenzial und Fachwissen, das sie durch ihre berufliche Tätigkeit in ihrem Herkunftsland, beispielsweise als Chefingenieur, Archäologin, Betriebswirt, Physiklehrerin oder Professor, erarbeitet haben, bleibt zunächst unausgeschöpft. Dies obwohl in der Schweiz ein Fachkräftemangel exisitert. In einem ersten Schritt gilt es für sie, die deutsche Sprache möglichst bis auf mindestens Niveau C1 zu erlernen, um entweder ein weiteres Studium zu absolvieren oder sich in seinem Fachgebiet weiterzubilden. Bis zu einem Matching sind viele weitere fehlende Puzzleteile einzusetzen. Genau diese gilt es zuerst einmal zu erkennen, insbesondere wenn es darum geht, sich die landestypischen Standards und Besonderheiten der jeweiligen Branche sowie das notwendige Fachvokabular anzueignen.

Mit individualisierten und innovativen Lösungen sowie ganzheitlichen Qualifizierungs- und Trainingsprogrammen streben wir einen adäquaten Arbeitsmarktzugang an. Entscheidend dafür wird auch sein, ein Netzwerk von Mentoren im Kanton aufzubauen sowie den Firmen die Möglichkeit zu geben, die grosse Chance zu erkennen, gut ausgebildete geflüchtete Fachpersonen zu engagieren – und dadurch Experten rund um die Themen Diversity und Inclusion zu werden.

Die Bereitschaft und hohe Motivation der Geflüchteten, sich ein weiteres Mal vieles hart zu erarbeiten, sowie ihre enormen Anpassungsleistungen beeindrucken mich sehr. Umso mehr freut es mich, wenn das letzte Puzzleteilchen ins Bild eingefügt werden kann und es mit einer passenden Anstellung klappt.