Navigation

Inhaltsbereich

Bündnerinnen und Bündner verschiedener Generationen und beruflicher Hintergründe begleiten und unterstützen Geflüchtete bei ihrer Alltagsbewältigung. Was dieses Engagement so besonders macht, wie sie einen neuen Blick auf die eigene Heimat gewinnen und in welchen Situationen sie mit den Geflüchteten mitfiebern erfahren Sie hier.

Maja Diem, Sekretärin, Zizers – Lernbegleitungen SRK

Es ist für mich eine Bereicherung, mit Menschen aus anderen Kulturen im Austausch zu stehen. Als Lernbegleiterin unterstütze ich Geflüchtete auf dem Weg zum Lehrabschluss. Das ist bisweilen herausfordernd. In der Ausbildung wird viel von ihnen verlangt und auch ich lerne ständig dazu. Gleichzeitig erhalte ich Einblicke in das Leben und die Gewohnheiten dieser jungen Menschen, die schon so viel erleben mussten. Man nimmt so erst recht Anteil und ich fiebere bei den Prüfungen total mit. Bisher hat die Chemie prima gestimmt und wir blieben auch über den Lehrabschluss hinaus in Kontakt.

Valentina Künzler, Kantonsschülerin, Sils i. D. – Lernbegleitung SRK

Ich mache zum ersten Mal Freiwilligenarbeit und bereue es keine Sekunde. Bei mir muss immer was laufen – und das ist eine sinnvolle Beschäftigung. Ich begleite eine gleichaltrige Frau bei den Herausforderungen in der Berufsschule. Ihre grosse Motivation und lebensfrohe Ausstrahlung bedeuten mir viel und ich helfe ihr gerne auch bei ausserschulischen Fragen. Gerade war für sie die Wohnungssuche aktuell. Was bedeuten nur schon die vielen Angaben in den Inseraten?! Es ist krass, wie sehr sie es schätzt, was sie in der Schweiz alles hat. Zum Beispiel ein eigenes Zimmer. Aber jetzt steht – für uns beide – erstmal wieder ihr Abschluss im Fokus.

Christine Luginbühl, Pensionärin, Haldenstein – Lernbegleitung, SRK Sprachunterstützungen etc.

Ich habe keine Berührungsängste zu unbekannten Kulturen. Zwar kann ich mal etwas komisch finden, aber das macht mir nichts aus. Grosse Freude bereitet mir das Reden mit den Menschen. Geflüchtete wollen ja etwas erreichen und dafür u. a. auch Deutsch üben. Sonst haben sie leider meist wenig Kontakt zu Einheimischen. Gerade junge Männer fühlen sich auch oft einsam. Da ich schon grauhaarig bin, übernehme ich für sie teilweise die Funktion einer verständnisvollen und beratenden Mutter. Viele vermissen ihre Mütter sehr. Wichtig ist dabei, dass ich mich trotzdem in einem gesunden Mass abgrenzen kann.

Lorena Passini, Sozialpädagogin, Rodels – Familienbegleitungen, Verein offene Viamala

Ich machte einige Hilfseinsätze im Ausland, als ich merkte, dass ich es wichtiger finde, hier in der Schweiz geflüchtete Menschen zu Unterstützen. Mein Partner teilte diese Ansicht und seither helfen wir Menschen aus dem Transitzentrum in Cazis aber auch Geflüchteten in Mietwohnungen. Das geht von begleiteten Lernfahrten, wenn jemand für den Job die Autoprüfung machen muss, über Lerntandems bis hin zu gemeinsamem Kochen. Bei letzterem lernt man sich besonders gut kennen und ab und zu führt das zu schönen Ausflügen in die Region. Es ist herzerwärmend, wie einfach man gerade Kindern etwas von unserem grossen Glück in der Schweiz weitergeben kann.

Lucia Rabia, Juristin, Chur – Lernbegleitung SRK

Kurse sind gut und wichtig. Aber für Übungsmöglichkeiten in der hiesigen Sprache und Kultur braucht es zusätzlich persönliche Kontakte zu Einheimischen. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mich engagiere. Ich habe mir die eigene Sprache auch nicht über Regeln angeeignet. Jetzt lerne ich bei der Aufgabenhilfe plötzlich selber was das heisst. Umgekehrt habe ich vor einigen Jahren Arabisch gelernt und auch im Nahen Osten gelebt und gearbeitet. Das hilft dabei, mit dem Gegenüber und seiner Familie Vertrauen aufzubauen und es freut mich, dass ich punktuell wieder in diese Kultur eintauchen darf.

Pierre Seifert, Pensionär, ehemaliger Musikschulleiter und Musiker, Chur – Alltagsintegration und Lernbegleitung SRK

Fast gleichzeitig mit meiner Pensionierung kamen viele Geflüchtete in die Schweiz. Für mich war damit klar, wo ich mich künftig nützlich machen wollte. Seither habe ich einige, vor allem junge Menschen begleitet, eine Aufgabe, die mich erfüllt und jung hält. Das Lern- und das Alltagscoaching halten sich bei meinen Einsätzen etwa die Waage. Bei der Alltagsbewältigung z. B. kann man sich nicht vorstellen, wie kompliziert für nicht Eingeweihte die einfachsten Dinge sein können. Wenn ich etwa bei einer Wohnungssuche trotz meines Referenzschreibens Diskriminierung mitbekomme, haue ich auch mal auf den Tisch. Ich weiss von meinen eigenen Kindern was es braucht, flügge zu werden. Und Geflüchtete kennen noch einige Hürden mehr.